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Auch dieses Jahr ging irgendwann endlich zuende...

Es ist nicht so leicht, über das letzte halbe Jahr zu schreiben, und deshalb habe ich mich bisher ein bisschen darum gedrückt. Das liegt vor allem daran, dass wir es mit zwei extrem frustrierenden Viren zu tun hatten, der eine hielt - und hält - ja bekanntlich die ganze Welt in Atem, der andere nur unsere, und ich habe mich inzwischen mehr mit ihm befasst, als mir lieb ist:

Anfang September erfuhren wir, dass unsere Tomaten auf einen extrem fiesen Tomaten- und Paprikavirus positiv getestet worden waren. Dieser ist - und das stellte sich später als Knackpunkt heraus - meldepflichtig. So hatten wir es nicht nur mit kranken Pflanzen und möglichen Auswirkungen zu tun, sondern vor allem mit öffentlichen Ämtern und deren Anforderungen an uns. Das ganze Ausmaß der Katastrophe erschloss sich Schritt für Schritt in mühsamer Kleinstarbeit an Recherche, Telefonaten, Besuchen, Probenahmen und mündete schließlich in der hochoffiziellen Vernichtung der Pflanzen, eines Komposts und des größten Teils unserer Liefer- und Erntekisten in einer Müllverbrennungsanlage, sowie einer großen Desinfektionsaktion. Auf dem Weg bis dahin waren unendlich viele Hindernisse zu überwinden, Sachverhalte zu verstehen, und Möglichkeiten abzuwägen. Da für diesen Schaden nur Forderungen, aber keinerlei Unterstützungen vom Staat vorgesehen sind, waren am Ende der Geschichte - fast 4 Monate später - nicht nur unsere Nerven blank sondern auch Folientunnel und Kasse leer.

 

 

Das Jahr wird uns wohl lange als das der Viren in Erinnerung bleiben. Aber es ist auch das, in dem unser halbes Dach saniert wurde, und wir auf unserem neuen Grundstück am Kreuzbergweg die Obstbäume für die nächsten Jahre pflanzten. Das freut mich ganz besonders, denn am besten pflanzt man einen Baum immer gestern. Auch darauf werden wir in ein paar Jahren zurück blicken,hoffentlich kauend.

Was uns am Jahresanfang durch die Corona-Einschränkungen gefehlt hatte, konnten wir im Herbst etwas nachholen: wir hatten zwei sehr schöne Mitmachtreffen. Im Oktober rodeten wir mit neuem Kartoffelroder und einer Gruppe Menschen unsere Kartoffeln und lagerten sie ein. Wir so oft, war es eine tolle Erfahrung, an einem einzigen Tag die Arbeit geschehen zu sehen, für die wir ohne euch eine Woche gebraucht hätten. Und auch das Sauerkrautwochenende war ergiebig, wenn auch das Wetter durchwachsen war.

Wie in den letzten Jahren zog sich die Lagerernte wegen des unbeständigen, meist zu warmen Wetters in die Länge. Weil wir am Auenhof kein Kühlhaus haben, und in Erdmieten und im Stall einlagern, müssen wir auf anhaltend niedrige Temperaturen warten. Die meisten Wurzelgemüse lagern ideal bei Temperaturen zwischen 1 und 4 °C und einer hohen Luftfeuchtigkeit. Zudem lagern wir Kohl und Lagersalate wir Zuckerhut und Radicchio in einfachen Haufenmieten oder in Kisten, sie halten nicht ewig, aber wenigstens ein bisschen in den Winter hinein.

Wie immer ist der Winter auch Zeit für Rückschau und Vorschau, Bilanz und Veränderungen: der Prozess des Gemüse Syndikats war nicht immer einfach, aber dennoch fruchtbar, und wir haben uns ein bisschen umgestrickt - der Kurs bleibt gleich, doch die Weichen sind bald etwas anders gestellt. Der Auenhof führt ab Mai das Gemüse Syndikat (an), übernimmt Entscheidungen, Organisation und Logistik, beide Höfe bauen aber nach wie vor an, der Karolinengarten in Zukunft v.a. Lagerkulturen.

Ps.: und was ich, Johanna, an manchen Winterabenden so mache, könnt ihr hier sehen.

Es geht weiter...

Und es ist wieder eine bewegte Zeit. Wie so oft ist es nur zu einem kleineren Teil das Gemüse, das uns Kopfzerbrechen bereitet. Es wächst (und das junge Gemüse wächst auch), während sonst noch so einiges los ist.

Ich beginne mit dem letzten sehr erfreulichen Ereignis: vor einer Woche haben wir unser kleines neues Feld, den knapp 0,7 ha großen "Auenacker", eingeweiht, indem wir eine Gründüngung ausbrachten. Unser Vorgänger hatte seine Gerste abgeerntet und uns den Acker noch ausgemessen und vorbereitet. Die Samen bekamen dank Petrus sogleich am Folgetag eine schöne Dusche - jetzt allerdings bangen wir doch wieder wegen der anhaltenden Hitze. Möglicherweise dauert es noch eine Weile, bis wir dort Gemüse anbauen, denn wir suchen noch immer nach größeren Flächen, und wollen bis dahin noch so lange wie möglich unseren jetzigen Pachtacker nutzen, wo wir unsere ganze Infrastruktur haben. Aber es macht Sinn, jetzt schonmal so viel wie möglich für einen gesunden, belebten Boden zu tun.

Eine schöne Sache war auch unser erstes SoLawi-Wochenende dieses Jahres. Obwohl ich die Ruhe im Frühjahr auch genossen hatte, hat mir der persönliche Kontakt zu den Menschen, die unser Gemüse essen, inzwischen sehr gefehlt. Zwar kamen manchmal einzelne Helfer, auch regelmäßig, aber die Gruppenereignisse haben doch immer einen anderen Flair. Es kamen nach und nach immerhin 3 Menschen an, das machte zwar eine kleine Gruppe aber die Sache angenehm überschaubar. Nach einigen kleineren Arbeiten auf dem Feld widmeten wir uns am Samstag mit viel Schweiß und etwas Zeitdruck im Nacken der Beräumung unseres anderen neuen Grundstückes, eines kleinen Gartens am Kreuzbergweg, das perspektivisch Obstbäume und eventuell Tunnel beherbergen soll. Der Vorbeseitzer hatte uns ordentlich Müll dagelassen und die Menschen vom Wertstoffhof waren sehr geduldig mit uns. Nun, ich habe in meinem Leben noch nie so viel für das Loswerden von Zeug bezahlt.

Und während das Virus in der Welt weiter sein Unwesen treibt, hat auch im Tunnel wahrscheinlich irgendein Virus die Tomaten befallen, leider von uns vermutlich ein wenig spät bemerkt. Und auch hier heißt es, desinfizieren, Kontakt vermeiden, befallene Pflanzen müssen in Quarantäne (also leider entfernt werden). Das Tomatenvirus reiht sich ein in eine lange Liste von Schädlingen für unser Gemüse, mit denen wir seit Beginn dieser Saison zu kämpfen haben. Beginnend mit unterschiedlichsten Läusen, Läusen, und noch mehr Läusen, über Kartoffelkäfer, Kohlfliegen, Kohlweißling, weiße Fliege, Zwiebelfliege, Blattrandkäfer, und wie sie alle heißen - dazu Wühlmäuse, Rehe und Hasen. Wir sammelten Kartoffelkäfer, spritzten Seifenwasser, belästigten Wühlmäuse mit unangenehmen Gerüchen, bedeckten unseren halben Acker mit Kulturschutznetzen gegen große und kleine Fresser und heute kommt auch noch ein Elektrozaun um den Mais - gegen den Waschbären, der noch nicht da war, aber es ist immer mit ihm zu rechnen. Naja, Nico sagte mal, Gemüseanbau ist eigentlich ein Pflegeberuf, und dieser Satz kam mir öfter in den Sinn, wenn ich wieder und wieder und scheinbar unendlich Netze auf- und Netze zudeckte...

Die gegenseitigen Besuche mit unserem Partner, dem Karolinengarten, sind total wertvoll. Wir lernen uns und unsere jeweilige Art, Gemüse anzubauen, immer weiter kennen. Anfang Juli trafen wir uns zur Orga bei uns, kurz darauf besuchte ich den Karolinengarten mit Kind und Bus und war wieder einmal beeindruckt vom supergründlich ausgeklügelten Anbausystem, dem technischen Wissen und der effektiven Bewässerung. Sogleich schickte ich Jochen, der bei uns weitestgehend die Träckerarbeit macht, ins Praktikum.

Das Gemüse Syndikat ist inzwischen also voll angelaufen und wir alle ziehen glaube ich gerade innerlich ein bisschen Bilanz. Weniger Kulturen anzubauen, bringt uns am Auenhof eine deutlich spürbare Arbeitserleichterung und nimmt viel Druck raus. Andererseits fehlt mir ein bisschen die große Vielfalt, die wir mal auf dem Acker hatten. Partner zu haben, bedeutet ein neues spannendes und freundschaftliches Miteinander, fachlichen und privaten Austausch - aber es bedeutet auch viel, viel Kommunikation, aufeinander prallende Werte und Vorstellungen und altgediente Abläufe, die angepasst werden müssen. Die Diskussion um den Grad der Aufbereitung von Porree ist nur ein Beispiel. Es ist eben nicht nur ein geteilter Gemüseanbau sondern vor allem eine Partnerschaft zwischen Menschen. Können wir uns so aufstellen, dass es für jeden von uns wirklich stimmig ist, die Vorteile die Nachteile überwiegen? Halten wir unsere ersten Konflikte aus?

Und sonst so? Die kitafreie Zeit haben wir mit viel Hilfe von unseren Familien gemeistert und genossen. Wir werden bald unser Dach instandsetzen und teilweise neu decken. Das ist sehr aufregend. Vor dem Tunnel gibt es jetzt ein erstes Intensivbeet, wir probieren mal das Market Gardening aus. Wer weiß, ob wir irgendwann mit sehr kleiner Fläche auskommen müssen...

Alles irgendwie so wie immer und doch ganz neu

Acht Monate sind vergangen seit den letzten Nachrichten. Na klar, 2019 war was anderes dran. Im Zuge der Erneuerung der Website bin ich eben unsere alten Nachrichten vom Hof durch gegangen. Es war schon eine besondere Zeit, der Anfang 2016, Micha, Nico, Jochen und ich. 4 GärtnerInnen mit Flausen im Kopf. Ein riesiges Haus ohne was drin, ein neuer Acker, ungeahnte Möglichkeiten... Erinnerungen an damals im Kopf, blicke ich hinaus, da schläft Mascha als verkörperte Gegenwart im Auto, links neben mir liegt eine lange To-Do-Liste die Richtung Zukunft weist. Jochen jätet die Möhren auf dem Acker. Es ist eine eigenartige Mischung.

Natürlich haben wir 2020 wieder angefangen mit dem Gemüse. Natürlich haben wir uns tierisch gefreut, die ersten Samen in die Erde zu legen, den Kontakt zu unseren Mitgliedern wieder aufzunehmen. Und natürlich ist es, wie immer, nicht leicht. Und wenn der Nachbar so daher redet, man solle sich nicht zu viel vornehmen, und wenn die Glieder morgens müde, die Listen erdrückend und die Kinder viel zu laut sind, dann denke ich manchmal, ich mache irgendwas falsch. Und dass ich's nie lerne.

Aber, die ersten Kisten Wildsalat mit Jochen zu ernten, das erste Mal nur zu zweit allein, irgendwie alles Routine und irgendwie wieder aufregend und neu zu erleben, war ein Höhepunkt meiner Woche. Und Emil zu erklären, warum wir Brennnesseln(!) ernten. Dann zu Paula ins Auto zu steigen, fast die Kresse vergessen, die erste Tour zu fahren, Janne zu treffen und Pizza mitgebracht zu kriegen, eingebettet zu sein in das neue Gemüse Syndikat mit dem Karolinengarten und in die alte und neue Gemeinschaft der SoLawi, war ein wunderbares Gefühl.

Auch Corona beschert uns ein Leben im Spannungsfeld zwischen Hoch und Tief. Der Lauf der Jahreszeiten, Wetter und Pflanzenwachstum zeigten sich wie immer unbeeindruckt von menschlichen Krisen. Während das Daheimsein der Kinder und das erste abgesagten SoLawi-Wochenende für uns angesichts der aufkommenden Saison eine große Herausforderung waren, rückten wir daheim zusammen und war ich wohl noch nie so dankbar, hier zu sein, mit Grün vor der Tür und Luft um die Nase. Das Leben in der Weite des Havellandes ein echter Luxus. Vom Schreibtisch aus sah ich den Storch einziehen. Der andere Teil unseres Homeoffice ist wie immer grün und riecht nach Erde.

Weil die Zusammenarbeit mit dem Karolinengarten sich noch ungewohnt anfühlt, enstehen bei uns manchmal Gespräche wie diese: "...naja, und nach den Eisheiligen muss dann ja alles raus, Kürbisse, Gurken, Tomaten - und gleichzeitig die Lagermöhren und Rote Bete und alles jäten - ich weiß schon wieder gar nicht, wie wir das alles schaffen sollen!" "äh, wir bauen dieses Jahr überhaupt keine Kürbisse an. Und rote Bete auch nicht." "...oh, achja, stimmt...".
Stress kommt natürlich trotzdem immer auf im Mai, aber da sieht man schon, warum wir uns diese Kooperation ausgedacht haben.

Zu Schaffen machte uns im Frühjahr vor allem eine anhaltende Nachtfrostperiode und macht uns nun die Trockenheit. Wegen der Nachtfröste hatte Jochen schlaflose Nächte. Stellte zusätzliche Grabkerzen in die nachts dick eingepackten Frühbeetkästen. Schaffen es die frisch gepflanzten Setzlinge auf dem Feld? Sie schafften es, aber sie steckten ordentlich ein. Pflücksalat und Mangold waren bei der ersten Lieferung noch viel zu klein zum Ernten, Brokkoli und Blumenkohl werden womöglich von den späteren Sätzen überholt. Das ist immer eine sehr spannende Sache im Frühjahr: versucht man frühe Sätze, pflanzt man sie schon aus oder lässt man sie in ihren Töpfchen im Warmen, wo sie dann möglicherweise leiden, weil sie zu groß werden...? Irgendwas entscheidet man immer falsch, aber man kann sich auch von Jahr zu Jahr wieder von der Lebenskraft der Pflanzen beeindrucken lassen. Und inzwischen haben wir gut Fahrt aufgenommen.

Die Trockenheit, bzw. die Bewässerung, zieht uns wie die letzten Jahren regelmäßig auch außerhalb der Arbeitszeit zum Acker. "oh nein, ich muss ja noch die Sprenger umstellen", "kannst du auf deinem Abendspaziergang noch das Wasser ausmachen?" - Jochen, der Wassermeister hat alles im Blick.

Ich war probierte mich derweil als Webmeister und tüftelte des Morgens an der Gestaltung und den Inhalten der neuen Website, die nun endlich fertig und ein kleiner Meilenstein in der Geschichte des Auenhofs ist. Bis jetzt waren wir immer noch von Micha abhängig, denn nur er konnte die alte Website händeln, war aber schon Anfang 2017 am Auenhof weg gegangen. Nun, dies war ein Projekt das sich für meinen Geschmack viel zu lange hin gezogen hat, und mich kribbelt's, dass auch ich jetzt regelmäßig auf dem Acker stehen kann.

Ein anderer Meilenstein in unserer Geschichte ist, dass wir nun unsere ersten Flächen kaufen konnten. Sie sind zwar so klein, dass wir auf ihnen beiweitem noch nicht unsere Existenz gründen und unsere Ziele von lebendigen, von Bäumen und Hecken strukturierten, kleinteiligen Feldern verwirklichen können, aber es ist ein Anfang. Die Situation auf unserer jetzigen Pachtfläche ist noch immer ungewiss...

Aber, naja, wir bleiben dran. Wie immer...